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Göppinger Kreisnachrichten 18.03.15

Die Badetester schwimmen in Nummer 43

SABINE ACKERMANN | 18.03.2015

Ganz besondere Badegäste verweilten kürzlich in der Bad Boller Mineraltherme. Sechs Mal im Jahr machen sich zehn Senioren aus dem Stuttgarter Raum auf, um im Ländle Thermalbäder und Solen zu testen.

Foto: Sabine Ackermann

Die Badetester haben Bad Boll für das Außenbecken eine glatte Eins und für den Innenbereich eine Drei gegeben.

"Nummer 43", kommt es wie aus der Pistole geschossen. Doch nicht nur die Stückzahl der bis dato getesteten Thermalbäder hat Jürgen Gruß im Kopf. Weitere Worte sprudeln mindestens so schnell aus ihm heraus, wie das Wasser aus den Düsen des Bad Boller Mineralbads. Von einem Gaststättentester inkognito hat man ja schon mal gehört, aber gleich eine ganze Truppe, die Bäder inklusive des ganzen Drumherums testet? Wohl eher nicht. Die Idee kam dem 56-jährigen 2007, als die Volkshochschule seines Heimatorts Kemnat eine Bädertour anbot und das Konzept seiner Meinung nach zu oberflächlich behandelte. In seiner Heimat längst kein Unbekannter mehr, sondern vielmehr ein Besessener, nahm Jürgen Gruß im Folgejahr auch dieses Projekt selbst in die Hand.

Seit mehr als 30 Jahren stellt er Exkursionen zusammen, führt Interessierte durch das Schwabenland oder darüber hinaus, ist bekannt aus rund 1000 Veranstaltungen, als Privatmuseumsdirektor sowie seit sieben Jahren als Experte in Sachen Bädertouren. Geplant ist, insgesamt 60 Thermalbäder innerhalb von zehn Jahren zu besuchen. Innerhalb dieser Gruppe wird dann das Bad des Jahres gewählt, Anfang 2018 das Bad des Jahrzehnts. "Das wird bestimmt noch richtig schwer, bis wir da auf einen gemeinsamen Nenner kommen", vermutet der Fachmann und ergänzt: "Neben dem gesundheitlichen Aspekt eines Badbesuchs verbinden wir Spaß damit, ein wenig Sport wie Schwimmen oder Aqua-Gymnastik sowie Wissensvermittlung. Gleichwohl können wir das mit einem Orts- oder Stadtrundgang sowie spannenden Besichtigungen komplettieren", verrät Gruß.

Begonnen hat diese Aktion 2008 in Bad Wildbad, im Jahr darauf plantschten sie in Bad Überkingen und 2015 beginnt die Bädertour in Bad Boll und endet im Dezember in Bad Ditzenbach. Je nachdem sind es bis zu 16 Personen, heute begleiten ihn sieben Damen und zwei Herren, alle "geringfügig über 50", wie Pilar Menendez fröhlich feststellt. Überhaupt wird viel gelacht in der fidelen und harmonischen Gruppe, bei denen "Hauptsache Warmwasser" eine ganz besondere Bedeutung hat. "Zuerst haben wir im Thermalbad unser Gepäck abgegeben, sind ganz gemütlich nach Eckwälden gelaufen, haben den Ort besichtigt und dort lecker gegessen. Generell reisen wir auf unseren Touren ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln an", betont Gruß. Dann geht's ans Eingemachte.

Die Damen und Herren aus Esslingen, dem Remstal und von den Fildern nehmen alles mit geübtem Blick unter die Lupe. "Ambiente, Eindrücke, Empfindungen, Impressionen, Personal, Service und die Wirkung des Wassers zählen genauso wie Wärme und Geruch", verraten die Experten. "Was gar nicht geht, sind Kinder mit Windeln im Wasser, so wie in Badenweiler." - "Oder zu kalt, wie im Stuttgarter Leuze oder zu heiß wie in Aulendorf." Die Senioren wissen Bescheid, wo es Topleute wie in Bad Waldsee gibt. Obwohl sie in Boll noch nicht ganz fertig mit ihrer Bewertung sind, vergeben sie für das Außenbecken eine glatte Eins und für den Innenbereich eine Drei. "Das Mineralbad ist im Ranking auf jeden Fall unter den besten 15", verrät Gruß mit einem Augenzwinkern. Jasmin Weber, stellvertretende Abteilungsleiterin, hört das gern. "Wir haben von der Gemeinde erst ganz kurzfristig vom Besuch erfahren. Insofern konnten wir außer einer Infomappe und einem Gläschen Sekt gar nicht viel vorbereiten", sagt sie.