Die Idee
„Der Landkreisreisende“
Die Idee
Baden-Württemberg ist ein gesegnetes Land, geprägt von prächtigen meist gotischen und barocken Kirchen und glanzvoll restaurierten ehemaligen Klöstern, die heute teilweise wieder mit vielfältigem Leben erfüllt sind. Die Vielstimmigkeit, die Lebendigkeit und Lebhaftigkeit der Regionen äußert sich auch in ihrer Städtelandschaft : Zwischen Main und Bodensee sind es zahlreiche „Neschder“ gewesen, die ich besuchen konnte und durfte. En rächtr Schwob benutzt sei Pinnwand statt Faisbuck.
Hier mischten sich Urbanität und Provinzialität, reges Stadt- und ruhiges Landleben, wechselten sich die Bürgermeister oder die Hauptamtsleiter an leicht wackeligen Holztischen sitzend mit denen in First-Class-Räumlichkeiten ab, etliche Stunden - Interessante und Angenehme.
Bereits seit Oktober 1978, ausgehend von den beiden Städten Ditzingen und Korntal-Münchingen, nahm ich mit allen Städten und Gemeinden des Landes nun Kontakt auf, sei es schriftlich oder telefonisch, aber vor allem gut 96 % davon durfte ich im Rahmen meiner Kreisbereisungen auch besuchen. Das sind 1.777 Andenkenstempel der jeweiligen Gemeindevertreter.
Als Folge einer Wanderung im Glemstal wollte ich mehr über die naheliegenden Städte und Gemeinden erfahren. Ich schaute auf die Silhouette der Stadt Ditzingen, die beiden alten Kirchtürme, dessen eines Dach sehr windlastig geneigt, das andere grazil. Der Wind beugt die Gräser, aber er bricht sie nicht. Ich registrierte die Tonmühle, ließ Flurnamen über meine Zunge gehen. Operative Hektik wiederlegte Windstille. So fuhr ich damals im jüngst eröffneten Verkehrsverbund Stuttgart mit der S-Bahn einfach einmal gen Ditzingen und fand im heute "Alten Rathaus" beim Herrn Früh, Einlass und bekam von und über Ditzingen nach einer kurzem Gespräch das erste heimatkundliche Material. Ganz toll fand ich einen Ortsprospekt mit einem Luftbild der Gesamtstadt in den grünen Bereichen des Strohgäus. Die Fährte war gelegt und so pirschte ich mich an weitere Bürgermeisterämter des Landkreises Ludwigsburg heran.
Altes Rathaus in Ditzingen . Es wurde 1738 errichtet, also 240 Jahre bevor ich dort gewesen bin.
In Freiberg am Neckar bekam ich meine erste Ortschronik geschenkt und in Benningen traf ich mit Herrn Peter Haaf meinen ersten Bürgermeister. Und einfach aus privatem Interesse am Land besuchte ich die Hauptorte im Ludwigsburger Raum und ging anschließend an freien möglichen Tagen in den zweiten Kreis, den Landkreis Böblingen.
Mein erstes Ortsbuch-Geschenk
Aus mehr oder weniger zufälligen Tagesetappen wurden ab dem Jahr 1986 Urlaube vor Ort und systematische, d.h. mit Wunsch nach Besuchsterminen organisierte Visiten auf den Rathäusern in unseren Landkreisen. Es gibt keinen Unterschied zwischen Lernen und Entdecken, außer den, dass Entdecken bei mir mehr Erfolg hatte. Der badisch oder der württembergische Urlaub bot alle Jahre wieder kommunalpolitische Genüsse – in geringen Mengen auch nur schwer verdaulich – und dennoch bemerkenswerte Beispiele südwestdeutscher Gastlichkeit. Gemeinde- und Städtebesuche sind eben nicht nur die touristischen Schnellschüsse, solche Besuche sind Möglichkeiten, das aufzudecken, was bedeckt ist, sowie Lebensart. Man verstand es vielerorts mir den Alltag mit Geschenken und Gesprächen zu würzen. Sei es in Leibertingen, wo mich ein Bürgermeister erstmals zu einem Mittagessen nach dem Besuchstermin in seinem Ort einlud, sei es in Gauselfingen bei Burladingen, wo ich erstmals eine Gemarkungsrundfahrt mit dem Rathauschef erhalten habe oder sei es die Stadt Ulm, wo ich erstmals eine Gedenkmünze erhalten habe. „Ulmer Geld, regierte die Welt“. Mittelalterliche Redensart.
Niederstetten, eine Stadt im Vorbachtal, die mich einzigst ins Goldene Buch der Stadt eintragen ließ, Neulußheim am Oberrhein, wo der Bürgermeister mir ein siebenstündiges Rahmenprogramm präsentierte oder der Landrat des Hohenlohekreises, Dr. Franz Susset, der mich als erster seiner Gilde zu einer Audienz empfing. „Er sei der bessere Landkreishäuptling, ich der besessenere Landkreisreisende“ Überall durfte ich mit Leuten zusammen kommen und erleben was Gastfreundschaft und Wohlwollen über dieses eigensinnige und einmalige Ziel bedeuten. Ich fahre gern Auto, vor allem über Land so auf 400 m Durchschnittshöhe. Vielleicht können Tiefen-Psychologen daraus Schlüsse ziehen?
Meine Mission war es, später anderen das objektiv Beste zu geben, und mir das Meine so rein und aufrichtig als möglich. Oft wurde mir Sinnesfreude durch mehrere interessierte Gesprächspartner zuteil, wie in Hasel im Kreis Lörrach, in Görwihl im Hotzenwald oder im Schwarzwaldstädtchen Calw, wo ich erstmals auf einen Oberbürgermeister stieß. Die reichhaltige Palette der Gastgeschenke reicht von Eintrittskarten für Bäder oder Freilichtbühnen in Bad Mergentheim bzw. Ötigheim bis zu teilweise drei exklusiven Ortschroniken wie in Mühlhausen im Kraichgau oder Lorch im Remstal. Unter Strich der erfolgreichste Landkreis ist und bleibt der Rhein-Neckar-Kreis mit der Lebensmentalität des Nordbadischen, der Kurpfalz, gefolgt vom mittelbadischen Ortenaukreis.
Im württembergischen war es der Alb-Donau-Kreis, der inzwischen seine Gäste mit Tafeln an den jeweiligen Einfallstraßen begrüßt.
Mein Finale fand ich an der badischen Bergstrasse im Sommer 2003 im Rhein-Neckar-Kreis. Finale? In Zeiten der Globalisierung, in Zeiten heimatkundlicher Beliebigkeiten setzten viele Orte einfach selbstbewusst, aber ohne Eitelkeit, mir ihren Stempel in die Erinnerungsliste, die eine auf das Typische, das Charakteristische und auf Vielfalt auf kleinstem Raum setzende Dokumentation abzielt und 1983 auf Anregung des Hauptamtsleiters in Blaubeuren im Alb-Donau-Kreis angeregt bzw. kreiert worden ist. Manche - insgesamt aber unter fünf Verwaltungsangestellte verweigerten den Zugriff zu Ihren Stempeln bzw. Dienstsiegeln, lehnten ab, empfanden es illegal oder gar verräterisch, dass die anderen Kollegen so etwas „anstellten“ Das konnte ich nicht ahnen und es bleibt zu hoffen, damit keine unsachgemäße Erinnerungsliste zu verwalten. Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das mögliche Dunkel kennt.
Letztendlich: es war zwar kostenintensiv alles in allem, aber in den meisten Fällen ein Erlebnis, das im Juni 2003 mit einem Empfang durch die eigene Stadtverwaltung und den stellvertretenden Oberbürgermeister Lechner finalisiert worden ist. Presseartikel, Fernsehstudiobesuche und Rundfunkauftritte, wie bei SWR 4 oder im Radio Neckarburg im Raum Rottweil, folgten so nach und nach.
Sehen Sie / siehe dazu die Berichte die Anzahl der Stunden der Eintritt unter Die Investitionen
Aktualisiert 10.01.2022