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Meine liebste Stadt

Neben der ersten urkundlichen Erwähnung Ihres Namens im Jahre 1075 fliessen bei mir noch etliche Geschichtsdaten und Emotionen bei der Vorstellung meiner liebsten Stadt im Land. Es ist eine an einem Fluss gelegene Stadt, die ich schon recht früh im Rahmen meiner Kreisbereisungen (Anfang der Achtziger Jahre) besucht hatte. Die Stadtgründung erfolgte wohl vor 1250 durch Graf Gottfried von Calw, dessen Vorfahren aus dem Fränkischen kamen. Sie hatten eine Burg errichtet um die herum die Stadt entstand. Mit dem Aussterben des Grafengeschlechtes – um 1260 – kam Bewegung in die ortsgeschichtliche Schwarzwald-Landschaft am Rande des Gäus. Stadt und Burg wurden an das Haus Württemberg verkauft (1308 und 1345).

Als Württemberg noch von Herzögen und Königen regiert wurde, besass die Stadt grosse wirtschaftliche Bedeutung. Tuchmacher und Färber lieferten ihre Erzeugnisse von hier aus in die halbe Welt. Die waldreiche Lage am Fluss verhalf dem Holzhandel zur Blüte, die Salzhandelscompagnie vereinte auf sich das Monopol des weissen Goldes im Lande. Die landschaftliche Gegebenheit zum einen, mein erster Kontakt zu einem Oberbürgermeister überhaupt, der mich fast schon beim Gehen zurückpfiff, nachdem ich beim Hauptamtsleiter mein Gespräch führen durfte und die stete Unterstützung zu meinen Ausflügen und Exkursionen in die Stadt lassen meine Entscheidung zu Calw an der Nagold nicht schwer wiegen als mein liebster Ort im Land zu gelten.

Oberbürgermeister Lehmann lud mich zu einer halbstündigen Audienz ein und Calw war damals mein etwa 125. Ort und meine Vorstellungen lange nicht so professionell wie später. Er war gleichzeitig Vorsitzender des Baden-Württembergischen Städtetages. Er bestärkte mich in meinem Interesse an Heimatkunde und war sehr optimistisch, dass ich noch viel Freude an diese Freizeitbeschäftigung haben werde.

Anderes Beispiel: Der Verkehrsamtsleiter überreichte mir Mitte der Neunziger Jahre etliche Dokumente des neuen Stadtmarketingkonzeptes kostenlos, so auch eine Videokassette und Ansichtskartenserien. Stadtkultur ist mehr als die Pflege von Baudenkmälern.
Die einstige Oberamtsstadt und heutige Kreisstadt Calw empfiehlt sich während des ganzen Jahres. Die malerischen Fachwerkhäuser, der Naturerlebnispfad in der Stadt, die geschichtliche Bedeutung: „Hesse, Hirsau, Handelsherren“ und das einfach machen von Seiten der Stadtverwaltung, der Zugang. Gelassenheit, Frieden und Glück.
Das Benediktinerkloster St. Peter und Paul im Stadtteil Hirsau ist ein gern zu besuchendes Kulturdenkmal von europäischer Bedeutung.

Immer noch überragt der Eulenturm die Klosteranlage – einer von einstmals zwei Westtürmen einer dreisschiffigen Basilika von gewaltigen Ausmassen, die vor ihrer Zerstörung durch französische Truppen, 1692, während der Pfälzischen Erbfolgekrieges, die grösste romanische Kirche Süddeutschlands war.

In Abwandlung an das Zitat von Hermann Hesse, dem berühmtesten Sohn der Stadt, schreibe ich: „Zwischen Odenwald und Bodensee, zwischen Rhein und Brenz habe ich manch hübsche Stadt gesehen, Städte am Fluss und Städte hoch auf den Bergen und aus manchen Brunnen habe ich als Wanderer einen Trunk getan, aus dem mir später das süsse Gift des Forschens wurde. Die schönste Stadt von allen aber, die ich kenne, ist Calw an der Nagold, ein kleines, altes, schwäbisches Schwarzwaldstädtchen.“